„Und nun bin ich Genosse!“ ein Beitrag von einem Genossenschaftsmitglied

Und nun bin ich Genosse!

von Paul Selchert

Wie in der ersten Ausgabe von „Uns Dörp Eik“ zu lesen war, befasst sich die Interessengemeinschaft vorwiegend mit der historischen Entwicklung unseres Dorfes, geht aber auch auf Ereignisse ein, die uns gegenwärtig betreffen.
Von einem Solchen will ich hier berichten.

Es handelt sich um die Gründung der „EnergieGenossenschaft Steinburg eG“, die am 26. März 2015 stattgefunden hat.

Schon im Vorfeld wurde viel darüber diskutiert, ob wir uns als Gemeinde mit den drei Ortschaften Mollhagen, Sprenge und Eichede nicht zur Ver¬sorgung mit Wärme- und elektrischer Energie weitgehend selbstständig machen sollten, wie es in anderen Gemeinden im Land längst passiert ist.
Auch ich habe mich immer wieder über meine Abhängigkeit und die Preisgestaltung der großen Energieversorger geärgert und bin davon überzeugt, dass die Konzentration auf wenige Konzerne mir und meiner Familie nicht genützt hat.
Außerdem ist mir klar, dass viele Einzelbrennstellen sicher eine größere Umweltbelastung darstellen als wenige größere Einheiten.
Ist es nicht besser durch meine Existenz die Umwelt nur mit dem Aller¬nötigsten zu belasten? Könnte es nicht ein Ziel sein, meinen Kindern und meinem Enkel eine lebenswerte Umgebung zu hinterlassen, so wie ich sie selbst vorgefunden habe?
Deshalb ist mir der Gedanke durchaus sympathisch, mit Energie anders umzugehen als bisher.
Und wenn neben der Wärmeerzeugung im Dorf auch noch Anteile mei¬nes Strombedarfes gewonnen werden, dann sieht das noch günstiger aus. Nicht nur kann durch Einkauf größerer Mengen Primärenergie ein besserer Preis erzielt werden, als es mir alleine gelänge, die technische Energiebilanz bei der Koppelung von Wärme- und Stromerzeugung ist ungleich besser als bei Einzelerzeugung.

Mit Freunden und Nachbarn habe ich mich über das Für und Wider eines Genossenschaftsbeitrittes unterhalten und sehr unterschiedliche Meinun¬gen gehört.
Z.B.: „Ich habe gerade unlängst meine Heizungsanlage mit erheblichen Kosten auf den neuesten Stand gebracht. Das muss sich erst mal be¬zahlt machen bevor ich erneut Geld ausgebe.“
Oder: „So wie ich die Sache einschätze, wird es noch lange dauern, bis die Wärmeversorgung bis zu meinem Haus fertiggestellt ist. Das werde ich womöglich nicht mal erleben.“

Oder: „Was ist das für ein neumodischer Kram, lass die Jungen mal machen.“

Ehrlich gesagt, solche Gedanken trieben mich auch um aber auch mein Vorbehalt, eine Verpflichtung einzugehen, die ich womöglich später bereuen würde.
Zur Gründungsversammlung bin ich dann aber doch gegangen. Eigentlich wurde ich dazu „mitgeschnackt“!

Die Genossenschaftsgründung war professionell vorbereitet und wurde bestens moderiert.
Aber dann ist da was passiert!
Es war nicht das „Abnicken“ von Vorgaben und Vorschlägen die von „oben“, vom Kreis oder vom Land kamen.
Da waren Bürger, die eine Sache selbst in die Hand nehmen wollten, die sich nicht mehr vorsagen lassen wollten, was gut oder schlecht für sie wäre. – Da war Herzblut drin!
Wer erlebt hat, wie sich einzelne Gemeindemitglieder für die Sache eingesetzt haben, wie ernsthaft sie miteinander umgegangen sind und wie konsequent sie das gemeinsame Ziel verfolgen, der konnte nur nachdenklich werden.
Es war so etwas wie Aufbruch zu spüren, der Blick klar auf die Zukunft gerichtet. Es gab keine Jammereien und die Beteiligten waren sich ihrer Sache sicher.
Das war überraschend!

Und damit hat sich für mich ein weiterer Grund für einen Beitritt ergeben:

Ich will dabei sein! Ich will mithelfen, unser Dorf weiterzuentwickeln. Egal ob sich der Wärmeanschluss am Ende bei mir realisieren lässt und egal ob sich das „lohnt“.
Durch den Erwerb eines bescheidenen Genossenschaftsanteils bin ich Mitglied geworden und kann in Sachen Wärmeversorgung mitbestim-men.

Deshalb bin ich jetzt Genosse!

Na, neugierig geworden?

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